Karl Müller Die rätselhafte Welt des Stellmachers
Karl Müller (1872-1925)


„Art Brut“-Zeichnungen eines württembergischen Patienten
aus der Sammlung MuSeele.
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Er sei „raufsüchtig gewesen, hätte das Kartenspiel geliebt und zuviel Most getrunken“ heißt es in der Krankenakte des Karl Müller, geb. 1872 in Aichstrut bei Welzheim. Diese Akte, seine Zeichnungen und ein Bericht seines behandelnden Arztes Dr. Eugen Schmidt sind quasi die einzigen von diesem Winnenthaler psychiatrischen Patienten erhaltenen Dokumente.

Harfe

Aber er war zunächst auch ein guter Schüler, und erlernte die Berufe des Wagners und des Radmachers. Der Tierwelt verbunden, schrieb er mitunter witzige und geistreiche Gedichte, konnte auch gefühlvoll und warmherzig sein. Neben den Gedichten sind unter den erwähnten Zeichnungen gerade auch diejenigen sehr interessant, die als Bilderrätsel aufgebaut sind: Scheinbar beziehungslose Aufreihungen einzelner Gegenstände, die einen Sinn stiftenden Zusammenhang nur vermuten lassen, während die Gedankenwelt des Künstlers und Patienten verschlossen bleibt.

Geigereiter

Karl Müller wurde nach einer ersten psychiatrischen Behandlung im 24. Lebensjahr in seinem dreißigsten Lebensjahr zum zweiten Mal zum Patienten. In dieser Zeit fertigte er über 100 Tusche- und Farbstiftzeichnungen, die ein beeindruckender Beleg für die Fantasien, Sehnsüchte und Ängste dieses Menschen sind. Diese Kunstwerke des Aichstruter Stellmachers, der zehn Jahre seines Lebens in den psychiatrischen Kliniken von Winnenden und Göppingen verbrachte und sich selbst einen „vielfältigen Menschen“ nannte, sind jetzt in Württemberg zu sehen.

Eulenmann

Die Ausstellung ist eine Kooperation des Museums für Geschichte der Psychiatrie & Psychiatriegeschichten MuSeele in Göppingen, in deren Besitz die Sammlung in Form einer Schenkung gelangte, und des Württembergischen Psychiatriemuseums in Zwiefalten. Der behandelnde Arzt des ehemaligen Patienten konnte die Werke Karl Müllers von dessen Familie erwerben. Die 2006 erstmals im Schleswiger Museum für Outsiderkunst gezeigte Sammlung, die in Baden-Württemberg bisher nur in der Heimatgemeinde Müllers, im Städtischen Museum Welzheim zu sehen war, wird nun für die kommenden Monate im Württembergischen Psychiatriemuseum zu sehen sein, wo man sich einen Eindruck von der außergewöhnlichen künstlerischen Qualität der Bilder machen kann.



Das Württembergische Psychiatriemuseum ist Freitag von 13.30 bis 16.30 und Sonntag von 13.30 bis 17.00 sowie nach Vereinbarung (Tel. 07373/103223) geöffnet.