Besucher
seit Juli 2012: 426.811
1985 kam die Wende: Der Neubau der psychiatrischen Klinik Münsterlingen reformierte nicht nur die Unterbringung psychisch kranker Menschen im schweizerischen Thurgau. Auch ihre Behandlung in der ältesten Schweizer Psychiatrie wandelte sich. Daran, wie es vorher in der alten Klinik war, erinnern sich besonders die in Münsterlingen untergebrachten Langzeitpatienten. 75 Jahre und älter sind die Männer und Frauen der "Hör-Bar", die hier über ihre Erfahrungen in und mit der Psychiatrie sprechen.
Fünf Gegenstände - ein Kartonschachtelherz, eine Kette, eine Sanduhr, eine Kerze und das Foto einer Öde - werden zu Symbolen vielfältiger Erinnerungen und bilden eine Art "Wegweiser" durch das Labyrinth des individuellen Gedächtnisses dieser Patienten. Sie dienten den Interviewern als Stichwortgeber. Den Gegenständen gemäß werden in fünf verschiedene Hör-Stationen Klinikalltag und persönliche Erlebnisse geschildert und reflektiert - ganz so, wie es dem jeweiligen Erzähler entspricht. Ein besonderes Merkmal dabei ist der unterschiedliche schweizerdeutsche Heimatdialekt der hoch betagten Patienten, hin und wieder durchmischt mit Dialekten anderer schweizerischer Regionen.
Man muss sich etwas einhören in diese akustischen Zeitzeugnisse, auch einfühlen in die Stimmung. Die Bedeutung des Gesagten erschließt sich nicht auf Anhieb, sondern oft erst im Nachhinein. Die Schilderungen, Eindrücke, Meinungen und zum Teil messerscharfen Beurteilungen der psychiatrischen Entwicklung durch die Patientinnen und Patienten beeindrucken, berühren gar.
Entstanden sind die Patientengeschichten der Münsterlinger "Seeseite", wie die Klinik im Volksmund heißt, zum 25. Jahrestag des Neubaus. Angeregt und betreut wurde das Projekt von Klinikseelsorger Tobias Arni und Christine Froetscher, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Pflegedirektion.
Die Ausstellung Hör-Bar ist vom 1. Juni 2010 im Württembergischen
Psychiatriemuseum Zwiefalten zu hören und zu sehen.