„Von Kriegszitterern, Sanitätsoffizieren und Helferinnen.
Trauma und Psychiatrie im Ersten Weltkrieg“ (MUSE 15)
 
1. Oktober 2014 bis 31. März 2015

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2014 jährt sich zum einhundertsten Mal der Beginn des Ersten Weltkriegs, der als erster industrialisierter Massenkrieg in die Geschichte einging. Unter den Bedingungen dieses Schützengrabenkriegs erkrankten allein im deutschen Heer mehrere hunderttausend Soldaten an sogenannten Krankheiten des Nervengebietes. Auch unter den „Daheimgebliebenen“ brachte der „Große Krieg“ eine Vielzahl seelischer Verletzungen hervor. Psychiatrische Krankenhäuser an Front und „Heimatfront“ sahen sich vor unerwartete Probleme bezüglich Unterbringung und Behandlung der Patienten gestellt. In eigens eingerichteten Reservelazaretten wurden psychisch erkrankte Militärangehörige versorgt und neue, zum Teil sehr radikale, im öffentlichen militärpsychiatrischen Diskurs entwickelte Behandlungsmethoden erprobt.
 
Die von Dr. Maria Hermes (Bremen) im Rahmen ihrer Dissertation konzipierte und im Verwaltungsgebäude des ZfP Südwürttemberg, Standort Zwiefalten, präsentierte Ausstellung befasst sich mit der Psychiatrie im Deutschen Reich am Beispiel des St. Jürgen-Asyls in Bremen. Auf der Basis von Krankengeschichten soldatischer, aber auch ziviler männlicher und weiblicher Patienten werden verschiedene Themenbereiche dargestellt: Ärzte – Pflegepersonal – Ursachen von Kriegstraumata und ihre Beurteilung – Behandlungsmethoden – Krankheiten im Krieg – Hungersterben. Veranschaulicht werden die Sachverhalte dieser Ausstellung durch Fotografien, Dokumente und dingliche Exponate. An zwei Hörstationen können von Schauspielern gesprochene Zitate von Ärzten und Patienten zur Psychiatrie im Ersten Weltkrieg gehört und so die Wahrnehmungsweisen der betroffenen Personen authentisch erfahren werden.
 
Erweitert wurde die Ausstellung durch eigene Forschungen zur regionalen Geschichte während des Ersten Weltkriegs am Forschungsbereich Geschichte und Ethik der Medizin im ZfP Südwürttemberg, erarbeitet durch Dr. Uta Kanis-Seyfried. Am Beispiel der württembergischen Heilanstalten Zwiefalten, Schussenried, Weissenau und der im Badischen gelegenen Reichenau bei Konstanz werden unterschiedliche Sichtweisen und Folgen des Kriegsgeschehens aufgezeigt. Exemplarische Beispiele von „Patientengeschichten“ aus dem Militär-Reservelazarett, das in der Heilanstalt Weissenau eingerichtet worden war, können in einer Broschüre nachgelesen werden. Die Ausstellung (ZfP Südwürttemberg, Zwiefalten, Hauptstraße 9, Verwaltungsgebäude) ist bis 31. März 2015 täglich, Montag bis Sonntag, von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Führungen sind nach Voranmeldung über das Württembergische Psychiatriemuseum Zwiefalten jederzeit möglich. Tel: 07373 10-3113.
 
Bearbeitung und Kuratierung: Dr. Maria Hermes. Kuratierung Zwiefalten: Dr. Uta Kanis-Seyfried.
Ausstellungszeitraum: 1. Oktober 2014 bis 31. März 2015


Artikel:

Was es nicht geben darf, gibt es nicht.
Ausstellung im ZfP Zwiefalten befasst sich mit traumatisierten Soldaten des Ersten Weltkriegs (pdf)
 (Schwäbische Zeitung, 04.10.2014)
 
KRIEGSZITTERER Im Ersten Weltkrieg wurden hunderttausende traumatisierte Soldaten als „Kriegszitterer“ stigmatisiert –
Eine Ausstellung am ZfP Zwiefalten erinnert daran (pdf)
 (Alb-Bote / Südwest Presse, 11.10.2014)